Sonntag, 20. Februar 2011

Guttenberg ist noch lange nicht erledigt

Infamie-Weltmeister

Von Karl Weiss

Nein, Guttenberg ist noch nicht erledigt. Es ist zwar klar – und selbst seine Anhänger können das nicht mehr leugnen (jedenfalls nicht, wenn sie noch ernst genommen werden wollen) – er hat in seiner Doktorarbeit in grossem Ausmass Zitatstellen anderer Autoren benutzt und diese Urheberschaft nicht angegeben, aber das ist jetzt schon nicht mehr der einzige Punkt. Dazu kommt, dass er gelogen hat. Er sagte, es seien „Fehler“ in der Doktorarbeit, aber keine Absicht, keine gewollten Plagiate, nur „Zitierfehler“. Es ist aber bereits bewiesen, die ganze Arbeit ist ein Plagiat.

Guttenberg

Die Net-Gemeinschaft, basiert auf Google, hat inzwischen über 200 geklaute Textstellen entdeckt in jener Doktorarbeit! (siehe hier:

https://de.guttenplag.wikia.com/wiki/Plagiate

Ein Zitierfehler dagegen ist ein falsches Zitat. Die nicht gekennzeichneten Zitate sind aber richtig!

Wenn das 10 oder 20 wären - und eventuell in weniger bedeutenden Teilen der Arbeit, so könnte man noch von einer Riesen-Schlamperei ausgehen, auch wenn die natürlich nicht gerade ein gutes Licht auf einen Politiker werfen würde, der Kanzler werden will.

Aber es sind über 200 in einem Werk von etwa 450 Seiten! Der Bürgerjournalist hat sich die Mühe gemacht, dort auf der genannten Site genau nachzusehen, auf vielen Seiten. Diese Zitate ohne Nennung der Quelle sind dort eindeutig dokumentiert. Es gibt keine Entschuldigung. Man braucht ja kein Jura-Wissenschaftler zu sein, um gleiche Texte, wenn sie Seite an Seite stehen, zu erkennen.

Besonders beeindruckend: An einigen Stellen wurden die plagierten Originalarbeiten noch „verbessert“, leicht verändert: Ein weiteres eindeutiges Indiz, dass absichtlich plagiert wurde: Hätte die Absicht bestanden, den Text als Zitat zu kennzeichnen und dies wurde nur vergessen, hätte er natürlich nicht verändert werden können und dürfen.

Dabei sind auch und gerade die inhaltlich besonders bedeutenden Stellen der Arbeit betroffen: Die Einleitung und die Zusammenfassung mit Schlussfolgerungen.

Ehrlichkeit vergessen - Verteidigungsminister

Doch heisst das, Guttenberg wird jetzt zurücktreten? Noch keineswegs: Man sehe sich nur Berlusconi an, was dem (und mit guten Beweisen) vorgeworfen wird. Er klammert sich an das Amt wie ein Affe an seinen Baum. Guttenberg könnte das sicherlich ähnlich machen und einfach darauf setzen: Die Öffentlichkeit vergisst schnell.

Und Guttenberg ist kein Ersttäter. Schon in der Kundusaffäre log er wie gedruckt. Ihm seien wichtige informationen vorenthalten worden – und entliess zwei hohe Militärs. Später stellte sich heraus, die Informationen lagen ihm sehr wohl vor. Die Öffentlichkeit liess das durchgehen. Wahrscheinlich, weil man sowieso davon ausgeht, dass Politiker lügen.

Und dann die „Meinungsumfragen“. Jedes Mal, wenn Guttenberg sich einen Hammer leistet, steht am nächsten oder übernächsten Tag eine angebliche Meinungsumfrage in der Zeitung, die eine breite Mehrheit „Pro-Guttenberg“ zeigt.

Das war so bei der Kundus-Affäre, das war so beim "Urlaub" mit Frau in Afghanistan, das war so, als Kerner auf Staatskosten nach Afghanistan befördert wurde, um dort eine Sendung mit den Guttenbergs zu machen, das war so, als ein deutscher Soldat in Afghanistan einen anderen erschoss und es war so, als die Zensur von Soldatenbriefen aus Afghanistan aufgedeckt wurde. Ebenso war es so, als die Gorch-Fock-Affäre aufkam, in der er wiederum seine Fähigkeiten als Schnell-Entlasser zur Schau stellte.

Nur können echte wissenschaftliche demoskopische Meinungsumfragen gar nicht innerhalb eines oder zwei Tagen erstellt werden, denn es müssen persönlich Hunderte von Personen interviewt werden. Telefonumfragen erfüllen nicht die Bedingungen wissenschaftlicher Demoskopie. Es muss vermutet werden, es handelt sich um Fälschungen, die wohlfeil von bestimmten „Instituten“ verkauft werden.

Jene Meinungsumfragen, die nachprüfbar momentan im ‚Spiegel‘ (61% für Rücktritt) und in vielen Zeitungen und Magazinen gemacht werden, zeigen alle ohne Ausnahme eine klare Mehrheit gegen Guttenberg, für seinen Rücktritt – auch wenn diese Umfragen natürlich nicht den Anforderungen an Demoskopie genügen. Woher die besagten Institute Mehrheiten von 60 bis 70 % für Guttenberg nehmen, ist ihr Geheimnis.

Angesichts der Zahlen für die Union (eine davon werden wir am heutigen Sonntag in Hamburg erleben) ist eine 60 bis 70%-Mehrheit der Bevölkerung für Guttenberg nicht darzustellen. Das würde ja bedeuten, diese klare Mehrheit wisse überhaupt nicht, in welcher Partei er ist oder nehme an, er werde Alles anders machen als die heutige Union.

Berlusconi und Guttenberg

Die Menschen mögen eine Zeit lang verführbar sein, aber klaren Mehrheiten der Deutschen völlige Verblödung zu unterstellen, das geht doch zu weit – auch wenn die Beeinflussung durch die Springer-Blätter nicht unterschätzt werden darf.

Nun, was wird die Universität Bayreuth tun? Auch dort weiss man ja sehr wohl: Das Plagiat ist bereits erwiesen. Man kann nun natürlich alle Klappen schliessen, auf der Autentizität der Doktorarbeit bestehen und auf den bereits gemachten Fehler noch einen zweiten drauf setzen. Das ist gar nicht so unwahrscheinlich angesichts der Bedeutung des Guttenberg-Clans dort im Raum Bayreuth und angesichts der behaupteten 60 bis 70%-Mehrheit für Guttenberg.

Man könnte jetzt aber auch korrekt handeln, die Arbeit als Plagiat einstufen und ihm den Doktortitel entziehen. Dann wäre wenigstens ein wenig von dem Schaden abgewehrt, der die gesamte wissenschaftliche Gemeinde und alle Universitäten und Doktoren bereits getroffen hat.

Doch selbst das muss noch keineswegs heissen, dass Guttenberg zurücktritt. Politiker haben schon andere Dinge „ausgesessen“ (siehe Berlusconi).

Hat er neben den unleugbaren Polit-Sprech-Fähigkeiten auch noch andere, zum Beispiel Bauernschläue, wird er aber jetzt wirklich zurücktreten und dann, in drei bis vier Jahren, sich langsam wieder nach vorne schieben, zunächst nur in Bayern, und wie Phönix aus der Asche als strahlender Held neu geboren werden.

Ein leuchtendes Vorbild hat er da in Berlin im Ministerium nebenan: Schäuble. Der war (neben Kohl) der Haupttäter in der CDU-Spendenaffäre, die damals die Union zeitweise unter 20% rutschen liess. Dann setzte er aber aufs richtige Pferd: Merkel. Und nun ist er schon wieder seit Jahren Bundesminister und niemand spricht mehr von der CDU-Spendenaffäre – und seine Vergehen waren deutlich ernster als ein Plagiat bei der Doktorarbeit, weil unmittelbar die politische Sphäre betroffen war.

Beckstein
Schäuble und Beckstein

Überhaupt sind die beiden – wenn man mal von Äusserlichkeiten absieht – wie Zwillingsbrüder: Sie verkörpern beide alles, was die Politiker so verabscheuungswürdig macht: Die unendliche Arroganz, der unerträgliche Politsprech, die restlose Verachtung aller Untergebenen (und des gesamten Volkes), reaktionär bis auf die Knochen, perfekt in Gesten statt in wirklichen Veränderungen und „unfehlbar“: Kritiker sind immer böswillig.

Das unvorstellbar Infamste aber, was sich Guttenberg leistete, war die Antwort auf eine Frage nach seiner Doktorarbeit. Er sei beschäftigt, denn in Afghanistan sei ein deutscher Soldat getötet worden (implizit: Lasst mich mit Lächerlichkeiten wie Doktorarbeiten in Ruhe, wenn ich schwere militärische Probleme zu lösen habe. Ein Toter! Haben Sie denn kein Herz?).

Er, der einer der Hauptverantwortlichen dafür ist, dass deutsche Soldaten in Afghanistan stehen und dort getötet werden können und dass „übersehen“ wird, die militärischen Probleme dort sind unlösbar, weist einen Teil der Schuld dem Fragesteller zu, der ihn nicht seine Arbeit machen lässt, die doch solche Toten verhindern soll.

Wer dem Bürgerjournalisten etwas vergleichbar Infames bei anderen Politikern zeigen kann, der möge das tun. Bis dahin bleibt Guttenberg der Infamie-Weltmeister.


Zusatz zum Artikel

Nun liegen also die Hamburg-Ergebnisse vor: Nicht einmal ganz 22% für die CDU.
Multipliziert man das mit der Wahlbeteiligung von 59%, ergibt sich ein Ergebnis von etwa 12, 9 Prozent der Wahlberechtigten.

Wie will jenes Institut nun auf eine 60 bis 70%-Mehrheit von Guttenberg kommen?

Nun, werden Sie sagen, Hamburg ist ein Ausnahmefall. Die Union liegt bundesweit weit höher als das.

Also gut, nehmen wir das Doppelte, also 24 statt 12 Prozent. Wie will man von 24 Prozent auf 60 bis 70% kommen?????

Diese Meinungsforschungsinstitute sind vollkommen unglaubwürdig!

Freitag, 18. Februar 2011

Ist BMW auf der Gegenspur?

Was hat den Autohersteller nur geritten?

Von Karl Weiss

BMW auf der Gegenspur: Eine neue Fabrik von BMW in Dingolfing, wo es schon vorher eine BMW-Fabrik gab, ist speziell auf ältere Arbeitnehmer ausgerichtet. BMW will damit die Erfahrungen der Älteren nutzen und ihnen ein längeres Arbeiten ermöglichen. Man antwortet damit auf die steigende Alterstruktur, die nach Angaben von BMW im Jahr 2020 dazu führt, dass 45% ihrer Mitarbeiter 50 und mehr Jahre alt sind.

BMW: neue Fabrik in Dingolfing

Das ist so ziemlich die erste positive Nachricht, die einen seit langem aus Deutschland erreicht. Ausserhalb von BMW werden nämlich die Älteren reihenweise entlassen oder mit „Frühpensionierungsaktionen“ aus dem Betrieb gedrängt.
Siehe hierzu auch diese beiden Artikel:

„Ältere fliegen reihenweise raus“ ( https://karlweiss.twoday.net/stories/11446879/ )

„Ein Personalchef packt aus“ ( https://karlweiss.twoday.net/stories/5712700/ )

Sollte diese Meldung wirklich der Wahrheit entsprechen – und angesichts der mitgelieferten Fotos kann da eigentlich kein Zweifel bestehen, wäre das die erste und einzige Aktion, die in der deutschen Unternehmenslandschaft sinnvoll auf die demographischen Veränderungen zu reagiert – jedenfalls soweit der Bürgerjournalist weiss. Er selbst ist ja Opfer des Jugendlichkeitswahns in deutschen Vorstandsetagen und muss im Ausland arbeiten, weil ihn in Deutschland mit über 50 niemand mehr einstellt.

Was in der neuen Fabrik, die sinnigerweise „Altstadt“ genannt wird und ein Investitionsvolumen von umgerechnet 29,1 Millionen US-Dollar repräsentiert, speziell auf Ältere ausgerichtet ist, wird folgendermassen beschrieben:

- Es wurden Lupen zur Verfügung gestellt.

- Es kann im Sitzen – auf ergonomischen Sitzen – gearbeitet werden.

- Die Arbeitsplätze sind so eingerichtet, dass unnötiv viele Bewegungen vermieden werden.

- Das Licht ist speziell darauf ausgerichtet, schlechter sehende Menschen zu unterstützen.

- In den Pausen kann man auf Liegen ein Schläfchen halten.

- Die Fabrik verfügt über Physiotherapeuten, die bei der Arbeit (Haltungen) und bei der Gymnastik helfen können.

Und schliesslich: Die Vorwärtsbewegung der Teile („Band“) durch die Halle wurde um 30% gegenüber dem normalen Takt gesenkt.

Wenn das Schule macht! Wo kämen wir denn da hin?

Und was da wohl der Arbeitgeberverband dazu sagt?

Ob wir nun alle anfangen sollten, BMW zu kaufen? Naja, wenn die bezahlbare fahrbare Untersätze hätten!

Donnerstag, 17. Februar 2011

‘Ich fälsche meine Zahlen am liebsten selber‘

Politiker und ihre ‚leicht geschönten‘ Zahlen

Von Karl Weiss

Wie sehr man den Aussagen der Politiker-Kaste misstrauen muss, wurde nun einmal wieder im Hamburger Wahlkampf deutlich. Die Hamburger Bürger, die nach jahrelangen Erfahrungen mit der CDU in den Umfragen mehr zur SPD neigen, stutzten angesichts einer Erfogsmeldung des CDU-Kandidaten Ahlhaus: In den Jahren der CDU–Herrschaft sei die Zahl der Kriminalitätsfälle in Hamburg um 25% zurückgegangen.

Da wird dann ins Unterbewusstsein des Bürgers gedrückt: „Wer sicher leben will, muss CDU wählen.“

Die „Süddeutsche“ schreibt in ihrem Artikel zu diesem Thema „Zurechtgebogene Zahlen“ vom 15. Februar:

„"Unsere Bilanz: Kriminalität minus 25 Prozent" strahlt es auf Großplakaten in Hamburg. (...) "Das ist unseriös ermittelt", sagt der Konstanzer Kriminologe Wolfgang Heinz. Der Professor hat die Zahlen überprüft - und kommt zu anderen Ergebnissen als Ahlhaus.“

Wie die Politiker-Kaste das auch mit den Arbeitslosenzahlen gemacht hat – etwa die Hälfte der Arbeitslosen wurden einfach aus der Statistik entfernt- , so handelt es sich auch hier um einen Zahlen-Trick. Allerdings gibt es keinen Artikel der „Sueddeutschen“, in dem sie die Tricksereien mit den Arbeitslosenzahlen in Deutschland aufdeckt.

Schill beim Koksen

Im Hamburger Fall war der Trick dieser: Im ersten Jahr der CDU-Herrschaft 2001 (damals zusammen mit Schill, erinnern sie sich noch?) gab es den Riesenfall eines Anlagebetruges in Hamburg, der sich auf 26 000 Fälle bezog. Da jeder dieser Einzelfälle als „Kriminalität“ gezählt wird, stieg damit in jenem Jahr die Kriminalität in Hamburg exorbitant an. Im darauffolgenden Jahr war sie logischerweise wieder bei den üblichen Zahlen. Der Trick ist nun, die CDU-Propaganda nimmt nun einfach die Zahlen jenes Ausnahmejahres als Ausgangspunkt und die des letzten Jahres als Endpunkt und kommt so auf 25% weniger Kriminalität während ihrer Herrschaft.

Nimmt man allerdigs konkrete Kriminalität, die der Bürger fürchtet, so gab es zwischen 2001 und 2009 so gut wie keine Veränderung, wie z.B. bei „gefährlicher Körperverletzung“. „Schwere und gefährliche Körperverletzungen“ (darunter fällt der Angriff mit einer Waffe) stiegen sogar an in jenen 8 Jahren.

Der Konstanzer Professor vergleicht mit anderen Stadtstaaten und berichtet: Der Anstieg ist in Hamburg höher als in Bremen und Berlin.

Erst im Jahr 2010 ging die Kriminalität wirklich etwas zurück, aber das war auch in Bremen und Berlin (beide SPD-regiert) so. Gewalt-Straftaten haben dort im Vergleich zum Vorjahr sogar stärker abgenommen als in Hamburg. Das hat nun aber natürlich wiederum nichts mit einer besseren SPD-Politik zu tun, der Professor erinnert vielmehr daran, dies sei naheliegend und treffe auch auf viele andere Länder und Städte in Deutschland zu.

Es kommen jetzt nämlich die Jahrgänge in das typische Kriminalitätsalter junger Männer, in denen deutlich weniger Kinder geboren wurden.

Doch soll hier aus Brasilien auch noch ein anderer Aspekt hervorgehoben werden, den die „Süddeutsche“ in ihrem Artikel „vergisst“:

Roland Koch

Die absolute Höhe der Kriminalität, spezieller jener Art von Kriminalität, welche die Bürger besonders fürchten, ist in Deutschland generell extrem niedrig. Zwar versuchen gewisse Politiker, wie Schill oder Roland Koch, das zu vertuschen und Einzelfälle hochzuspielen, aber es ist wichtig, wenn man von Politik spricht, die Relationen zu beachten:

Bei den viel gefürchteten Kriminalitätsformen Mord, Totschlag und bewaffneter Raubüberfall liegen Deutschland und andere europäische Länder bei etwa 20% der Fälle in den USA, das ja das gelobte Land des Kapitalismus ist.

Ein Vergleich mit Brasilien erübrigt sich, denn hier ist die Kriminalität sogar noch höher als in den USA.

Zwar sind die Zahlen (immer relativ zur Bevölkerungszahl) in Ländern wie Norwegen und Finnland noch niedriger als in Deutschland, aber die Gründe dafür sollen in einem getrennten Artikel behandelt werden.

Vergleicht man die Zahlen der Toten in Deutschland durch kriminelle Taten, so liegen die weit, weit, weit unter denen der Toten im Strassenverkehr.

Interessanterweise haben die Herren und Damen der Politikerkaste keinerlei Probleme mit den Verkehrstoten.

Dienstag, 15. Februar 2011

Voodoo-Ökonomie

US-Schulden nehmen irrwitzige Ausmasse an

Von Karl Weiss

Das US-Handelsbilanzdefizit (das ja am Ende von den USA finanziert werden muss) ist im Dezember 2010 auf 40,58 Milliarden Dollar gestiegen. Das sind aufs Jahr fast 500 Mrd. (billions) Dollar. Die Staatsschulden (ohne die der Staaten und Städte) betragen bereits 14,3 Billionen (trillons) Dollar und haben damit die 100% des BIP erreicht. Die Schulden allein der Staaten der USA machen noch einmal etwa 8 Billionen (trillions) Dollar aus (das ist eine Hochschätzung). Der Häusermarkt zeigt noch keine wirkliche Erholung. Die Zahl der Menschen in den USA, die von „Essensmarken“ leben, steigt unaufhaltsam an und liegt bereits bei 43 Millonen Menschen und die Aktienmärkte jubeln von einem Hoch zum anderen. Wer sich schon einmal gefragt hat, was eine Voodoo-Ökonomie wäre, hier ist sie!

USA: Anzahl der Empfänger von Lebensmittelmarken in Millionen personen 06 - 10

Die gemässigte Erholung in den USA (man hat ja die Zahlen von vor der Krise noch nicht erreicht) ist also von Anfang an mit denselben grundlegenden Mängeln behaftet, wie sie zur Krise geführt haben – nur in noch höherem Aussmass.

Wenn diese Fakten noch nicht zum Ausbruch einer weiteren Krise geführt haben (oder besser gesagt zu einem neuen Krisenabschwung innerhalb der Endzeitkrise des Kapitalismus), so nur deshalb, weil die Grossbanken und Spekulanten (das bezieht sich ja hauptsächlich auf US-Bürger und Banken) schlicht und einfach so tun, als könnten sie keine Zahlen lesen.

Jede andere Volkswirtschaft mit so schlechten Zahlen hätte längst gegen die Spekulation verloren und den Bankrott anmelden müssen. Das bedeutet aber eben auch: Wenn dies dann wirklich passiert – es kann ja nur hinausgeschoben, nicht verhindert werden – ist der Absturz umso gewaltiger.

USA :  Handelsbilanzdefizite in Mrd. Dollar 1992 bis 2011

Und die Zahlen des Handelsbilanzdefizits sind sogar noch geschönt, denn sie enthalten eine grosse Anzahl von Dienstleistungen, was im Klartext meist Finanzdienstleistungen heisst. Nimmt man nur die Waren und Güter, so betrug das Defizit im Dezember sogar 53,56 Milliarden Dollar, das wären aufs Jahr um die 650 Milliarden (billions) Dollar.

Hätte es nach dem 15. September 2008 noch die Möglichkeit gegeben, die Banken an die Kandare zu nehmen, die Spekulation auf vernünftige Dimensionen zurückzuführen, das Hauptaugemerk auf die inländische Produktion von Gütern zu legen und die „Finanzdienstleistungen“ herunter zu fahren, eine grosse Anzahl von Menschen erneut in Arbeit zu bringen, Unternehmen und Reiche angemessen zu besteuern usw. usw., so haben sich inzwischen schon eine Anzahl von möglichen Türen geschlossen. Ob es überhaupt noch irgendeinen Ausweg für die US-Ökonomie gibt, kann bezweifelt werden.

USA-Staatsverschuldung - Das ist eine Exponentialfunktion!

Da man nun genauso weitermacht wie vor der Krise: Riesige Handelsbilanzdefizite mit China, grosse mit der Bundesrepublik, fast völlige Steuerfreiheit für Banken, Grossunternehmen und Reiche, so kann es nicht nützen, nun wie verrückt eigene Staatsanleihen zu kaufen – was auf „Drucken von Geld“ hinausläuft.

Ganz im Gegenteil, eine solche Finanzpolitik wird den kommenden Absturz nur noch tiefer machen. Deutlich wird, die „Erholung“ ist in wesentlichen Teilen dem Konsum der Firmen und der Reichen zuzuschreiben, die wie verrückt Mercedes und BMW kaufen, aber das kann keine Grundlage eines wirklichen Auschwungs sein. Selbst in den USA gibt nicht genug Reiche, um einen nachhaltigen Aufschwung zu verursachen.

Die grossen ausländischen Gläubiger der USA machen sich jetzt schon Sorgen, das betrifft vor allem China, aber dann auch Japan, Grossbritannien und Deutschland. Sie haben aber im Grunde keinen Ausweg, denn eine grosse Zentralbank kann nicht heimlich US-Bonds verkaufen.

Jede grössere Absetzbewegung vom Dollar bzw. den Dollar-Bonds würde sofort auffallen und eventuell den Riesencrash auslösen. Das würde aber für diese vier Länder (und auch noch für weitere, wie zum Beispiel Brasilien, die grosse Teile ihres Staatsschatzes in US-Bonds halten) bedeuten: Sie verlieren den Staatsschatz oder wesentliche Teile von ihm, wenn der Dollar zusammenbricht.

Dies würde aber auch einen Run auf die Staatsanleihen (und Währungen) dieser Länder verursachen und damit den Maximalcrash der gesamten Weltwirtschaft einleiten.

Was danach noch übrig wäre, wäre vor allem Heulen und Zähnknirschen – ein Aufräumen der Reste – und der Aufbau einer neuen Gesellschaft.

Montag, 14. Februar 2011

Ein gottgefälliges Werk der CSU-Bayern LB

Was Gott verbindet, soll der Mensch nicht trennen

Von Karl Weiss

Stellen Sie sich einmal vor, Sie wären ein wichtiger Anteilseigner einer Firma, die weltweit bekannt ist – und zusätzlich auch der Vorstandsvorsitzende. Dann passiert es plötzlich: Der Mehrheitseigner geht Pleite. Seine Anteile fallen an eine Bank. Nun müssen Sie fürchten, die Bank verkauft jene Anteile an jemanden, der Sie aus der Firma hinausdrängen könnte. Die Bank, das ist öffentlich bekannt, hat keinerlei Intentionen, auf diesem Aktienpaket sitzen zu bleiben.

Beckstein

Nun aber, Sie sind ja ein kleveres Bürschlein, was Sie schon wiederholt bewiesen haben, haben Sie Verbindungen zu einem Konzern der Finanzanlagen. Sie kennen wohl schmutzige Details einiger Herren dort. Sie schaffen es, diesen Konzern dazu zu 'überreden', gegen eine gute Gewinnbeteiligung die Mehrheitsbeteiligung zu übernehmen.

Nun haben Sie allerdings noch ein Problem. Wie bekommen Sie diese Bank dazu, an jenen Finanzanlagen-Konzern zu verkaufen, speziell wenn naheliegend ist, er würde nur als Platzhalter für Sie fungieren? Und – noch ein kleines Problemchen: Jener Konzern ist nur bereit, 75% des Wertes jenes Aktienpakets zu bezahlen. Und die ganze Sache ist öffentlich, steht in allen Zeitungen – man muss also mit öffentlichem Interesse daran rechnen, was da passiert.

Nun, Sie wissen, diese Leute von der Bayerischen Landesbank (Bayern LB) haben ausführliche Erfahrungen in „verdeckten manipulierten Geschäften“, sie ist schliesslich mit der CSU verbunden und die hat eine entsprechende Vorgeschichte. Man erinnere sich nur des Namens Franz-Josef Strauss.

Haider (mitte) mit Petzner (rechts)

Sie wenden sich also an den Zuständigen für den Verkauf der 75% der Aktien der ‚Formel 1‘ in der Bayerischen Landesbank (in Wirklichkeit waren nicht alle 75% in den Händen der Bayern LB, aber lasst uns hier nicht in Kleinigkeiten verlieren), einen gewissen Gribkowsky, und versprechen ihm 50 Millionen Dollar (oder 62 Millionen?), wenn er dafür sorgt, die BayernLB verkauft an die britische CVC ihre Anteile an der Formel 1 für 75% des Wertes, konkret für 1,5 Mrd. Dollar statt des Wertes von 2 Milliarden Dollar, die dieser Anteil dem Pleite-Manager gekostet hat, einem gewissen Leo Kirch.

Inzwischen haben Sie natürlich schon gemerkt, Sie sind Bernie Ecclestone, der Chef der Formel 1, der allerdings nicht genug Geld hatte, die ganze Rennserie für sich zu kaufen. Er (sprich Sie) musste sich da an ‚Vertraute‘ wenden, um nicht aus der Formel 1 zu fliegen, die sich in diesem Fall bei der britischen CVC fanden.

Zu jener Zeit waren nämlich auch Gruppierungen von Automobilkonzernen am Kauf der Mehrheit der Formel 1 interessiert. Doch das hätte das Aus für Sie als Chef der Formel 1 bedeutet, denn Sie waren schon mehrfach den Wünschen der Automobilindustrie in der Formel 1 nicht nachgekommen.

So konnte die Bayerische CSU also das Gott-Gebotene mit dem Nützlichen verbinden, als sie durch ihre Mittelsmänner in der BayernLB den Verkauf an die CVC aus England arrangierte und damit die Formel 1 nicht in die Hände von Götzen-Anbetern fallen liess.

Denn die wirklichen Beweggründe der christlichen CSU sind natürlich immer gottgefällige, niemals so niedrige Dinge wie Korruption – dies haben sie mit Italiens Berlusconi gemeinsam: immer gottgefällig und hart gegen die Gottlosen und Götzendiener.

Mit den Automobilkonzernen wäre nämlich u.a. Volkswagen an die Fleischtröge der Formel 1 gekommen, das bekanntlich aus dem evangelischen Nordosten des deutschen Vaterlandes stammt und damit dem Einfluss der heiligen katholisch-apostolischen Kirche entzogen worden wäre.

Um ein so gottgefälliges Werk zu tun, da können schon einmal 500 Millionen weniger bezahlt werden – denn der Steuerzahler hätte das sicher gutgeheissen, der ist ja in Bayern katholisch – ja, wirklich gut katholisch. Um Gott zu gefallen, hätte der Steuerzahler bestimmt mit der Übernahme von 500 Millionen Euro durch ihn übereingestimmt, wenn es um die katholische Sache geht.

Und wenn es dazu notwendig ist, insgesamt 62 Millionen an den zuständigen CSU-Spezi Gribkowsky fliessen zu lassen, dann ist das natürlich auch gottgefällig, speziell wenn der Papst auch noch aus Bayern kommt – und auch noch in Italien sitzt, wie auch Berlusconi.

Dieser Gribkowsky hat das Geld aus gut geschützten Quellen auf Mauritius und den Cayman-Inseln gekommen, hat dann aber leichtsinnigerweise das Geld nicht dort ‚offshore‘ gelassen, so wie das alle verständigen gottesfürchtigen Menschen tun, sondern im Nachbarland Österreich in einer Stiftung versteckt, die den gottgefälligen Namen „Sonnenschein“ erhielt.

Er war sogar so kühn, das Geld in Österreich als ‚Einnahmen aus einem Beratervertrag‘ zu versteuern.

Österreich ist aber einfach nicht weit genug weg von Bayern, als dass dies Geld dort sicher gewesen wäre. Das Ganze flog auf und nun sitzt Gribkowsky seit über einem Monat bereits in U-Haft – was musste er auch so unvernünftig sein.

Wichtig ist nun vor allem, dass er den Mund hält und niemand von der BayernLB (=CSU) mit hinein zieht. Man musste ihm dafür weitere Zahlungen in Aussicht stellen, wenn er wieder aus dem Gefängnis kommt, aber er hält wie versprochen die Klappe.

Zwar weiss jeder, er hätte dort in der BayernLB nicht ohne Kenntnis seiner Vorgesetzten (Vorstandsvorsitzender und stellv. Vorsitzender sowie Aufsichtsräte, alles CSU) handeln können, aber das sollen die erst einmal nachweisen.

Ausserdem kann es einem Staatsanwalt, der zu dreist wird, leicht passieren, dass er sich als Amtsrichter in der Provinz (z.B. in Amberg) wiederfindet, so wie das mit der vorlauten Staatsanwältin in NRW passiert ist, die es gewagt hatte, unseren lieben Spezi Zumwinkel vor den Kadi zu schleppen – nur wegen des Kontos in Liechtenstein – das haben wir doch schliesslich alle.

Vorraussichtlich wird auch Gribkowsky, so wie Zumwinkel, mit einer lächerlichen Geldstrafe und einer Bewährungsstrafe davon kommen. Schliesslich kann man gottgefällige Würdenträger nicht wirklich ins Gefängnis stecken.

Samstag, 12. Februar 2011

Merkel und Sarkosy in vollem Lauf gegen die Wand geknallt

Einführung der europäischen Wirtschaftsregierung abgelehnt

Europäischer Rat lehnt Einführung der Diktatur in Europa ab

Von Karl Weiss

Ein Desaster bisher unbekannter Grössenordnung in der Geschichte der Vereinigung Europas geschah am vergangenen Wochenende.

Die zwischen Merkel und Sarkosy ausgeklüngelte „europäische Wirtschaftsregierung“, die 99% aller wesentlichen Entscheidungen in Europa der demokratischen Kontrolle entzogen hätte (siehe auch den Artikel „Die offene Diktatur in Europa einführen?“ ( https://karlweiss.twoday.net/stories/11470438/ ), wurde praktisch einmütig im Europäischen Rat abgelehnt, nachdem Merkel und Sarkosy bereits auf einer Pressekonferenz die Annahme dieses Vorschlags verkündet hatten.

Opel Merkel

Die „Financial Times Deutschland“ (FTD) titelt: „Merkels diplomatischer Gau“. Man berichtet: „19 von 27 Regierungschefs wetterten gegen Inhalt und Stil der deutsch-französischen Iniative“.

Die Pressekonferenz mit der Verkündung des Ergebnisses, das es nicht gab, wird als „die grösste Zeitungsente des Jahres“ bezeichnet und die Ablehnung der Vorschläge als „einen bislang einmaligen Super-GAU deutscher Europapolitik.“

Imteressant in diesem Zusammenhang: Der im oben genannten Artikel kritisierte Beitrag, der genau eine solche europäische Wirtschaftsregierug verlangte, war einer der FTD. Das ist die Politik: „Was kümmert mich mein saudummes Geschwätz von vorgestern?“

Dass Frau Merkel nun nicht gerade ein Naturtalent in diplomatischem Vorgehen ist, war auch vorher schon bekannt (und auch Sarkosy ist nicht gerade als 'teamworker' verschrieen), aber auf einer Pressekonferenz eine Einigung zu verkünden, bevor die Verhandlungen noch begonnen haben, dass ist schon mehr Politik nach Art von Mubarak.

Nacktfoto der französischen Präsidentengattin

Zwar hat der Europa-Rat den Vorschlag nicht pauschal abgelehnt, sondern weitere Verhandlungen darüber angekündigt, aber es wird wohl nichts dergleichen geben, was da im Kern versucht wurde.

Die Worte, welche die FTD nun benutzt, lassen nichts an Eindeutigkeit zu wünschen über:

„Deutschland und Frankreich versuchen unverblümt, ihre Machtpositionen auszunutzen. Sie wissen, dass es ohne sie keine Aufstockung der Mittel des europäischen Rettungsfonds EFSF geben kann. Beide Länder sind aufgrund ihres "AAA"-Ratings die maßgeblichen Eckpfeiler des EFSF. Und als Gegenleistung verlangen sie all die Dinge, die sie seit Jahren politisch nicht durchsetzen konnten. Merkel und Sarkozy haben ihre Vorschläge so kalibriert, dass sie anderswo maximalen Handlungsbedarf einfordern, selbst aber nichts ändern müssen. (...)

Um ihren absoluten Machtanspruch zu untermauern, lehnen Merkel und Sarkozy es auch ab, die Koordination als normales Gemeinschaftsprojekt zu organisieren, mit Einbindung der Europäischen Kommission und des EU-Parlaments. Sie wollen lediglich auf Regierungsebene koordinieren, ohne jegliche vertragliche Basis, weil man glaubt, man könne somit seine Ziele leichter verfolgen. (...)

Was hier aber passiert, ist nichts anderes als der Versuch einer politischen Erpressung. Entweder ihr tut, was wir euch sagen, oder ihr steht ohne Schutz da!“

Eine politische Erpressung, garniert mit dem Versuch, durch eine vorgezogene Pressekonferenz Fakten zu schaffen und zig europäische Ministerpräsidenten und Staatsoberhäupter zu düpieren! Wann wurde einem(r) deutschen Kanzler(in) in der Geschichte der Bundesrepublik ein solcher Vorwurf ernsthaft von einer Zeitung gemacht, welche die Meinung des Monopolkapitals und der Gross-Banken vertritt?

Hat Frau Merkel aus Angst vor Wahlniederlagen ihren Verstand an der Garderobe abgegeben (siehe hierzu auch diesen Artikel: „Jetzt geht die Post ab!“, https://karlweiss.twoday.net/stories/8409807/ )?

Die FTD meint: „Der wahre Grund für Merkels Vorstoß ist die Innenpolitik: Sie will nicht noch einmal kurz vor einer wichtigen Landtagswahl in die politische Defensive geraten. Da ist ihr jedes Mittel recht.“

Tolle Kanzlerin, unsere, was?

Freitag, 11. Februar 2011

5 Euro pro Kilowattstunde

Verlängerung der Laufzeiten noch gefährlicher als gedacht

"Atomare Besatzungsmächte EnBW, E.ON, RWE und Vattenfall"

Von Karl Weiss

Vier deutsche Atomreaktoren, die soeben durch die Laufzeitverlängerung weitere 18 Jahre an Menschengefährdungszeit gewonnen haben, sind nach dem Gutachten eines Instituts für Sicherheits- und Risikowissenschaften mit „schwerwiegenden Konstruktionsmängeln“ behaftet, die „durch keinerlei Nachrüstungsmassnahmen ausgegeglichen werden“ können: Isar 1, Philippsburg 1, Brunsbüttel und Krümmel.

Atomkraftwerke Deutschland

Das in Wien beheimatete Institut hat diese Untersuchung angestellt, weil man auch in Österreich einen Reaktor jener Baureihe hat: Zwentendorf. Dort konnte man auch Untersuchungen anstellen und stellte fest: „Bei einer Besichtigung des baugleichen Reaktordruckbehälters im Oktober 2010 im baugleichen Reaktor in Zwentendorf wurde von den Autoren festgestellt, dass diese kritische Schweißnaht durch automatisierte Prüfsysteme (Farbeindringprüfung, Magnetpulverprüfung, US-Prüfung) nicht zugänglich ist.“

Wenn aber gefährliche Risse an einer kritischen Schweissnaht nicht rechtzeitig erkannt werden können, sind schwerste Radioaktivitätsunfälle unvermeidbar, wenn eine solche Schweissnaht Risse bekommt, z. B. Ermüdungsrisse oder auch andere Risse als Folge des Dauerbetriebs.

Man stellt für diese Baureihe von Atomreaktoren u.a. fest, dass die Schwachstellen „ein erhebliches Sicherheitsrisiko für den Weiterbetrieb der Anlage“ darstellen.

Die Studie wurde von zwei österreichischen Bundesländern und und von der Wiener Umweltanwaltschaft in Auftrag gegeben. Sie wurde von insgesamt 8 Spezialisten durchgeführt, darunter zwei Universitätsprofessoren und der Prüfingenieur und langjährige Siemens-Mitarbeiter Wilfried Rindte.

Atomkraftwerk

Im Einzelnen wurde festgestellt: Für das Atomkraftwerk Krümmel fehlt ausserdem eine aktuelle „Thermoschock-Analyse“. Zusätzlich: Eine „offensichtliche Gefährdung“ gehe davon aus, dass das „Brennelement-Lagerbecken für die hoch-radioaktiven abgebrannten Brennstäbe im oberen Teil des Reaktorgebäudes außerhalb des Sicherheitsbehälters“ liegt.

Auch der TÜV hatte in seiner Analyse von 2010 bereits festgestellt, „dass weder die Werkstoffwahl, noch die Fertigungsbedingungen den Forderungen des Basissicherheitskonzeptes entsprechen, und zusätzlich durch die Mängel bei Design und Herstellung die Prüfbedingungen eingeschränkt sind, so dass auch die Fehlererkennbarkeit nicht gewährleistet ist“.

Kommt es zu einem schweren Unfall, dann ist laut der Studie „mit Sicherheit eine große Freisetzung von Radioaktivität in die Umgebung“ die Folge.

Die atomkritische Ärzteorganisation IPPNW hat ebenfalls bereits darauf hingewiesen, dass die alten deutschen Druckwasserreaktoren wie Biblis zahllose gefährliche Sicherheitsdefizite aufweisen. „Durch die jüngst von den Atomaufsichtsbeamten in Bund und Ländern beschlossene neue Nachrüstliste wie auch durch ein Gutachten der Bundesatomaufsicht sind nunmehr zahllose Schwachstellen vielfach bewiesen“, so IPPNW-Atomexperte Henrik Paulitz.

Ja, selbst innerhalb der Union regt sich Widerstand gegen den Atom-Wahn. So hat der Bundesverband Christliche Demokraten gegen Atomkraft (CDAK), CDU/CSU-Mitglieder für die Überwindung der Kernenergie, die vom Bundestag beschlossene Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke kritisiert:

"Für den CDAK sind Laufzeitverlängerungen für Atomkraftwerke Ausdruck politischer Idiotie. Damit werde den atomaren 'Besatzungsmächten EnBW, E.ON, RWE und Vattenfall' gestattet, mit unseren Lebens- und Zukunfts-Chancen russisches Roulett zu spielen. Petra Pauly, CDAK-Pressesprecherin: 'So wird die körperliche Unversehrtheit von Menschen (Artikel 2 Grundgesetz) auf dem Altar der Profitinteressen einer verschwindend kleinen Minderheit von Betreibern nuklearer Anlagen geopfert. Wir als Atomkraftgegner in der Union wollen die Steuerzahler um sehr hohe Beträge entlasten, indem wir nukleare Schmarotzer dauerhaft kalt stellen. Das funktioniert durch die strikte Anwendung des Verursacherprinzips. Das heißt, wer partout Atomstrom will, der soll auch die vollen Kosten tragen. Die vom langjährigen Bürgermeister der Kur- und Bäderstadt Baden-Baden Jörg Zwosta (CDU) geführte Mittelbadische Energiegenossenschaft hat [für Atomstrom] kaufmännisch gerechnet 5 Euro pro Kilowattstunde ermittelt.'"

Der Begriff „politische Idiotie“, den der CDKA da gebraucht, ist wohl nicht exakt. Für die verantwortlichen in Union und FDP springt sicherlich viel dabei heraus, ebenso für diese Parteien. Es handelt sich in Wirklichkeit um das kaltschnäuzige In-Kauf-Nehmen unannehmbarer Risiken für die Bevölkerung, um sich persönliche und Partei-Vorteile zu verschaffen.

Es müssen dringend und unbedingt alle Atomreaktoren abgeschaltet werden! Die alternativen Energiequellen sind längst vorhanden und brauchen nur ausreichend ausgebaut zu werden!

Mittwoch, 9. Februar 2011

US-Konjunktur weiter tief im Keller

5 Millionen mehr Essensmarkenempfänger in den USA als ein Jahr zuvor

Von Karl Weiss

In den USA werden verschiedene Wirtschaftsdaten aus dem Zusammenhang gerissen und daraus wird eine Aufschwung-Legende gebastelt. Nur: Das hat keine Konsistenz, denn mehr als ein paar Monate wird eine solche Propaganda nicht greifen, wenn alle merken: Es ist nichts besser geworden.

In diesem Artikel zeigt der Blog „Querschuesse.de“ die Realität auf: https://www.querschuesse.de/xxl-propaganda-als-dauerschleife/

So wird zum Beispiel die offizielle Arbeitslosenzahl heruntergerechnet. Angeblich seien fast 300 000 US-Bürger im Januar 2011 neu in Arbeit gekommen. Das ist aber, genauso, wie in der Bundesrepublik, eine gefälschte Zahl!

Die „Civilian Participation Rate“, das ist die Erwerbsquote, zusammengesetzt aus dem Quotienten zwischen der arbeitsfähigen Gesamtbevölkerung und den Arbeitskräften, die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, fiel auf ein Allzeittief mit 64,3%. Wenn Sie nun (völlig zu Recht) fragen, wie es denn sein kann, dass mehr als 35% der erwerbsfähigen Bevölkerung dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung stehen, so kommen wir der Sache auf den Grund.

In den USA wird nach bestimmten völlig überzogenen Kriterien ein wesentlicher Teil der Arbeitslosen aus der Arbeitslosenstatistik entfernt, indem behauptet wird, sie stünden dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung. Das ist so ähnlich wie der Trick in Deutschland, dass man einen wesentlichen Teil der Arbeitslosen von privaten Firmen betreuen lässt und nicht mehr von der Arbeitsverwaltung und die dann einfach aus der Zahl der Arbeitslosen herausnimmt.

Man sehe sich nur die Unterschiede in den Zahlen an:

Während die offizielle Arbeitsmarktstatistik in den USA im Dezember 2010 mit etwa 10 Millionen Arbeitslosen arbeitet, ist die Zahl der Empfänger von Lebensmittelmarken auf kaum glaubliche 43,2 Millionen US-Amerikaner (Allzeithoch) gestiegen. Dazu muss man wissen: Wer Lebensmittelmarken in den USA bekommt (in Wirklichkeit ist das heute eine Karte mit einem Konto auf dem Magnetstreifen, nicht mehr eine Anzahl von Marken), muss nachweisen, dass er arbeitslos ist und Arbeit sucht. Diese Zahl von 43,2 Millionen US-Amerikanern, die Lebensmittelhilfe benötigt, liegt um 5 Millionen höher als vor einem Jahr!

USA: Anzahl der Empfänger von Lebensmittelmarken in Millionen personen 06 - 10

Im Dezember 2010 wurde ein neues Hoch mit 85,199 Millionen Arbeitskräften erreicht, die dem Arbeitsmarkt angeblich nicht zu Verfügung stehen, ein Anstieg von +434’000 zum Vormonat und von +1,447 Millionen zum Vorjahresmonat!

Dies sind offensichtlich reine Manipulationen, um den wirklichen Stand der Arbeitslosigkeit zu verschleiern.

Kurz: Die Arbeitslosigkeit in den USA ist auf dem höchsten Stand aller Zeiten – und steigend - alles andere ist Bullshit!

Zwar gibt es in den Zahlen der US-Konjunktur auch die eine oder andere, welche – wenn man nur den „richtigen“ Vergleichszeitraum ansieht – geringfügige Aufwärtstendenzen aufweisen, aber in den wesentlichen und grundlegenden Zahlen ist die US-Konjunktur weiterhin tief im Keller.

Nur wenn wirklich ein wesentlicher Teil der Arbeitslosen wieder in Arbeit und Brot käme, wäre eine Erholung der US-Konjunktur möglich. Indem man mit Finanz-Anlagen (also Luftbuchungen) das BIP hochtreibt, wird man keinen wirklichen Aufschwung zustande bringen.

Auch die Hausse an den Aktienmäkten (die ebenfalls zur BIP-Erhöhung beiträgt, ohne dass dem wahre Werte gegenüberstehen) kann kein Anzeichen einer Erholung sein. Die Aktien- und andere der Spekulation offene Märkte sind offensichtlich kein Barometer, sondern mehr ein Spekulometer.

Ein Tag wie jener 15. September 2008 und die ganze Pracht ist beim Teufel.

Montag, 7. Februar 2011

Ein neues Kapitel von Lügen

Gibt es einen Auto-Boom?

Von Karl Weiss

”US-Autokäufer reißen sich wieder um Spritschlucker”, “Deutsche Karossen gefragt: Autohäuser leeren sich”, das sind typische Schlagzeilen, nachdem die Januar-Zahlen der Automobilzulassungen veröffentlicht worden, sowohl in den USA als auch in Deutschland.

Der Wirtschaftblog „Querschuesse.de“ gibt einen guten Überblick über dieses Thema in diesem Artikel: https://www.querschuesse.de/die-medien-und-die-autoabsatze/

Einer der absurdesten Teile der Aufschwung-Propaganda ist die über die angeblich himmelhoch schiessenden Autoverkäufe. Glaubt man, wenn man nur oft genug wiederholt, wie gut die Kfz-Märkte liefen, dann würden sie vielleicht am Ende wirklich Tritt fassen? Nein, aber im Ernst: Es geht um die nächsten Wahlen. Sowohl in den USA wie auch in Deutschland bringen die Medien der Monopole (Grossbanken und -konzerne) Erfolgsmeldungen des Auto-Absatzes, die sich beim näheren Hinsehen in Luft auflösen.

Präsident Obama in den USA muss um seine Wiederwahl in etwa eineinhalb Jahren fürchten. In Deutschland finden dieses Jahr eine Reihe von Landtags- und Stadtstaaten-Wahlen statt, die den Regierenden Angst machen.

Das ist der Grund, warum man sowohl diesseits wie auch jenseits des Atlantiks versucht, dem Bürger einzureden, alles sei im Aufschwung, alles würde besser, die Krise sei vorbei und – vor allem – es würden wieder Autos zugelassen wie in den besten Zeiten.

Das Problem ist, das sind Lügen.

Sieht man sich die Statistiken der Auto-Zulassungen in den USA und in Deutschland an, so stellt man fest, es gibt zwar teilweise gewisse Zuwächse in den letzten Monaten, aber die liegen auf so niedrigem Niveau, dass man in Wirklichkeiten von kleinen Schwankungen in der Krise sprechen muss und von Aufschwung keine Rede sein kann.

In diesem Zusammenhang muss man berücksichtigen: Ein gar nicht so kleiner Anteil der Auto-Zulassungen in den industrialisierten Ländern ist einer von Firmen. Eine funktionierende Firma, auch wenn sie noch auf niedrigem Niveau arbeitet, hat einen gewissen Bedarf an Firmenautos.



Dies sagt also nichts über die Kaufkraft der Massen in jenem Land aus. Man stelle sich nur vor: Im Januar 2011 waren 63,1% der Neuzulassungen in Deutschland Firmenwagen!

Und das Ergebnis dieser hohen Firmenwagen-Beteiligung ergab dann nicht mehr als etwa 211 000 Einheiten! Das war der fünftschwächste Januar seit 1991! Der längerfristige Durchschnitt des Januars war mit 274 000 (im Schnitt 2000 bis 2008) weit höher – bei gleichzeitig weit geringerem Firmenwagenanteil. Tatsächlich sind die aktuellen Zulassungszahlen im Vergleich mit dem Vorjahresmonat ansteigend, aber im Vergleich zu den Vormonaten abfallend, siehe die Statistik.

Deutschland: Pkw-Neuzulassungen 00 bis 1 /2011

Etwas Ähnliches haben die USA zu vermelden. Auch dort werden die Verkaufszahlen der Autoindustrie als Aufschwungpropaganda verkauft, obwohl die Betrachtung der Zahlen auch dort keinen Anlass zu so etwas gibt.

Im Durchschnitt der Jahr 2000 bis 2007 wurden in den USA 16,8 Millionen Kraftfahrzeuge jährlich verkauft. Der Januar 2011 würde hochgerechnet aufs Jahr (saisonbereinigt) etwa 12,6 Millionen Einheiten bedeuten. So geringe Verkäufe hatte die US-Auto-Industrie nicht seit der Rezession 1991.

Nur war die Rezession 1991 eine vorhersehbar vorübergehende Erscheinung. Im Moment aber sind wir in einer tiefen Wirtschaftskrise, die trotz aller Versicherungen keineswegs überwunden ist. Die geringe Zahl der verkauften Einheiten muss also aktuell zu weit grösseren Bedenken Anlass geben als damals. Dabei ist auch in den USA die relativ grosse Anzahl von Firmenwagen unter den verkauften Autos zu beachten.

Die unbereinigten Original-Absatzdaten von in den USA neu zugelassenen Fahrzeugen sind folgende:

Im Januar 2011 wurden nur 819’895 Fahrzeugeinheiten verkauft, ein Rückgang von -28,7% zum Vormonat Dezember 2010 mit 1,144739 Millionen verkauften Fahrzeugeinheiten, nach 873’323 Fahrzeugeinheiten im November, nach 950’165 Fahrzeugeinheiten im Oktober, nach 958’966 Einheiten im September, nach 997’468 Einheiten im August und nach 1,050101 Millionen im Juli 2010. Das zeigt, von einem Absatzboom kann auch in den USA keine Rede sein.

Wird der Autoabsatz in den USA im Vergleich zur Bevölkerungszahl aufgetragen, so ergeben sich noch weit besorgniserregendere Zahlen.

USA Automobilzulassungen pro Hundert Einwohner 1976 bis jan 2011

Im Januar 2011 wurden je 100 Einwohnern 4,04 PKWs verkauft (SAAR), beim Hoch im September 1986 waren es 8,78 Autos je 100 Einwohner und der Durchschnitt von 2000 bis 2007 lag bei 5,75 je 100 Einwohner! Der Januar 2011 lag um -30% unter dem Durchschnitt von Jan. 2000 bis Dez. 2007.

Und dies alles unter dem Bedenken: Dies alles ist nicht der tatsächliche Absatz an Privatpersonen, sondern beinhaltet auch die Firmenwagenkäufe, die in Krisenzeiten auch in den USA bis zur Hälfte der Autokäufe ausmachen können. Das zeigt also nicht den wirklichen Einbruch der privaten Autonachfrage in den USA!

Wenn diese Fakten bekannt würden, was denken sie, würde dann die Auswirkung auf die Wählerstimmen der aktuellen Regierungen sein? Sehen Sie, wieso die so viel lügen müssen?

Samstag, 5. Februar 2011

‚Hilfen‘ für überschuldete Euro-Länder? Teil 5: Was heisst dies alles für den Euro?

Griechenland, Irland, wer ist der Nächste?

Teil 5: Was heisst dies alles für den Euro?

Von Karl Weiss

Euro Länder vergleich

Diese Tabelle ist zusammengestellt aus Informationen, die im November und Dezember 2010 zugänglich waren. Es sind hier die wesentlichen Wirtschaftsziffern der Euro-Länder dargestellt. Sie stellen vor allem den Stand von November 2010 dar. Wie wir wissen, haben sich inzwischen einige Zahlen noch deutlich verschlechtert. Das hebt aber nicht den Wert dieser Tabelle auf, auch wenn sie nur einen Moment darstellt. Die kleinen Euro-Staaten Luxemburg, Malta, Zypern und Slowenien, die höchstens 2 Millionen Einwohner haben, wurden herausgelassen, weil sie so nicht zu vergleichen sind.


Was ist denn nun genau so schlecht in den Euro-Ländern, dass der Euro unter Druck steht? Was hat es mit Griechenland und Irland auf sich, die „Hilfen“ aus dem Euro-Fonds gebraucht haben? Werden andere Euro-Länder nachfolgen? Wird der Euro überleben können? Anhand einer Tabelle mit den wesentlichen Zahlen sollen diese Fragen untersucht werden. Hier ist der fünfte Teil, der die Auswirkungen auf den Euro als Währung behandelt.


Was haben alle diese Überlegungen, die in Bezug auf einzelne Länder angestellt wurden, nun für den Euro als Währung für Auswirkungen?

Nun, im Prinzip ist der „Hair Cut“, also die Erklärung eines Landes, man könne nicht mehr alle Schulden bedienen, auch das „Aus“ für die Währung. Sie verliert fast völlig ihren Wert und meist wird eine neue Währung eingeführt. Allerdings ist der Euro, als Währung vieler Länder, da in einer Situation, die bisher niemand kannte. Es wäre also denkbar, dass die internationale Finanzgemeinschaft den Euro weiterhin akzeptieren könnte, obwohl eines (oder zwei) der Euro-Länder den (teilweisen) Bankrott angemeldet hätten.

Man wäre dann den Spekulanten ausgeliefert – „Spekulanten“ ist ein Synonym für Grossbanken – sie könnten zum Beispiel den Euro ein wenig absacken lassen, aber die Währung weiterhin akzeptieren – aber sie könnten ebenso einen Run gegen den Euro veranstalten, der dann innerhalb von 10 Minuten die Hälfte seines Wertes verlieren könnte.

Im Grunde ist es unakzeptabel, sich so den Launen des Marktes (=Grossbanken) auszuliefern. Immerhin betrifft die Euro-Zone eine Bevölkerung von etwa 300 Millionen Menschen.

Wenn man aber diese Situation auf jeden Fall vermeiden will, dann muss man jede Bewegung der Spekulanten (=Grossbanken) gegen den Euro als Ganzes verhindern. Dafür braucht man Hunderte und aber Hunderte von Milliarden von Euro. Im Kern muss man einfach mehr Geld reinstecken als die Spekulanten (=Grossbanken) zur Verfügung haben.

Das ist im Kern nicht zu schaffen, denn allein die Werte, welche die US-FED im „Quantitative Easing“ geschaffen und an die Banken vergeben hat, sind bereits höher, als die Schulden aller Euro-Länder zusammen.

Es wird also zweifelsfrei einen Moment geben, wann der Euro aufgegeben werden muss (ausser die Banken hätten ein Interesse am Überleben des Euro, was im Moment nicht vorstellbar ist). Was danach kommt, wissen nur die Götter.

All das Gerede von „Rettungsschirm“ usw. dient nur dazu, die Wähler zu beruhigen. Man will bis zum Ende der Landtagswahlen in diesem Jahr über die Runden kommen. In Wirklichkeit wäre der Euro nur zu retten, wenn die Spekulanten (=Grossbanken) das Spiel mitspielten. Aber wer will sie dazu bringen, wenn das Wetten gegen den Euro noch mehr riesige Gewinne verspricht? Banken können den Hals nie voll genug bekommen.

Weder Frau Merkel noch sonst irgendeiner der Euro-Politker hat darauf eine Antwort.

Warten wir es also ab. Und wenn sie dann als Lügner dastehn, vielleicht wird sie dann wirklich einmal fast niemand in diesem Volk mehr wählen. Oder ist das zuviel verlangt?

Am besten ist es immer noch, sich an Ägypten ein Beispiel zu nehmen und mit massiven Grossdemonstrationen ohne Ende zu reagieren – aber gemach, soweit sind wir noch nicht. Für alle jene Leser, die sich nicht auf Grossdemonstrationen vorstellen können: Auch Viele in der Masse von Demonstranten, die am 1. Oktober in Stuttgart gegen den Gegen-Kinder-Brutalo-Polizei-Einsatz vom Vortag protestierten, hätten sich einige Monate vorher kaum vorstellen können, auf Massendemonstrationen zu gehen.

Donnerstag, 3. Februar 2011

Die Völker werden siegen!

Tunesien, Ägypten, wer kommt noch?

Von Karl Weiss

Bereits während des letzten Libanonkrieges, als im Jahr 2006 Israel zum aberen Male den Libanon überfallen und dort ein Blutbad angerichtet hatte, schrieb der Bürgerjournalist in diesem Artikel ( https://karlweiss.twoday.net/stories/2823593/ , ursprünglich veröffentlicht am 22. August 2006): „Die USA und Israel haben den Krieg bereits verloren“. Das mag Manchem voreilig erschienen sein, aber jetzt, mit den Revolten in Tunesien und Ägypten – wie auch in weiteren Ländern – wird mehr und mehr klar, diese Aussage war völlig richtig.

Afghanistankrieg

Schon damals schrieb der Bürgerjournalist im genannten Artikel u.a.:

„Ihnen [den Regierungen der USA und Israels) ist nicht klar (oder sie unterschätzen sträflich), daß parallel zu den rein militärischen Ergebnissen eines Krieges immer ein Kampf um die Herzen der Menschen gefochten wird und daß sie dabei sind, diesen zu verlieren. Nicht nur die Herzen der Menschen im Libanon haben sie schon verloren, nicht nur die der Menschen in der arabischen und islamischen Welt, sondern auch und gerade da, wo ihre wichtigsten Rückhalte lagen: In der europäischen und nordamerikanischen Bevölkerung.“

Fisk Iraq 'Terrorist' 5

„In vielen arabischen und islamischen Ländern versammelten sich Menschen vor den Bildschirmen von Computern und TV und sahen sich immer neue Photos und Videos von zerfetzten Babys, Kindern ohne Arm oder Bein, zerschmetterten Körpern und weinenden und klagenden Menschen an. Und diese Menschen rufen auf arabisch, das fast alle in der Region verstehen: „Seht an, was Israel uns angetan hat! Seht, was Amerika uns angetan hat! Gott wird sie strafen dafür!“

Fisk Iraq 400

„Schwerlich wird die Bevölkerung etwa in Saudi-Arabien und Ägypten hinnehmen, daß die dortigen Regierungen beifallklatschend daneben stehen. Die werden vielmehr unter heftigsten Druck der eigenen Bevölkerung geraten oder sogar hinweggefegt werden und dann muß man diese Länder auch erobern.“

Fisk Iraq "Terrorist" 4

„Der "Neue Nahe/Mittlere Osten" [also ein auf die Dauer von USA/Israel und ihren Verbündeten militärisch beherrschtes Gebiet vom Suezkanal bis zur indischen Grenze] ist unerreichbar. Der Krieg ist nicht zu gewinnen. In Kriegen gibt es kaum je Unentschieden, also ist er für USA/Israel bereits verloren.“

Und so kommt es wie vorhergesagt, obwohl USA/Israel bisher den Iran noch gar nicht überfallen haben: Die kurrupten herrschenden Oligarchien in den arabischen und anderen islamischen Ländern sind schon seit langem verhasst. Es brauchte nur noch solche Ereignisse wie die extremen Preiserhöhungen bei Lebensmitteln und Treibstoff, um die Lunte ans Pulverfass zu legen. Und nun explodieren die Pulverfässer eines nach dem anderen, zum Teil unabhängig voneinander, zum Teil ermutigt durch den Aufstand im Nachbarland.

Doch auch ausserhalb des engen arabisch/islamischen Bereichs gibt es bereits Revolten. So berichtet die russiche Agentur Ria Novosti über Manifestationen von Zehntausenden von Menschen in Indien, die der Korruption der herrschenden Oligarchie überdrüssig sind.

Innerhalb der arabischen Welt gibt es bereits Demonstrationen in Algerien und im Yemen und es gibt auch schon eine (allerdings noch unbestätigte) Meldung über Demonstrationen in Saudi Arabien.

Im Endeffekt ist es nun gar nicht so wichtig, ob in allen diesen und eventuell weiteren Ländern die jeweiligen Despoten zurücktreten und ins Ausland fliehen müssen, ob es den aufgebrachten Völkern gelingt, in jedem Fall alle Mitglieder der herrschenden Oligarchien aus den neuen Regierungen herauszuhalten oder ob einige dieser Aufstände mit saftigen Niederlagen enden, wie zum Beispiel die vor einem Jahr in Thailand.

Haben die Völker erst einmal ihre Stärke erkannt, werden Rückschläge nur zeitweise sein – wobei diese Zeit manchmal etwas länger dauern kann – und am Ende werden die Völker siegen.

Interessant auch, wie den herrschenden Betonköpfen in allen Ländern immer nur das Gleiche einfällt, wenn sie massenhaften Demonstrationen gegen sie selbst gegenüberstehen. Massiv Polizei gegen die Menschen einsetzen, auch wenn die Demonstrationen völlig friedlich sind. Die Polizei in barbarischer Weise überreagieren lassen, sie oft auch mit Schusswaffen vorgehen und zum Teil auch morden lassen. Ausgangssperren, Prügelorgien der Polizei, die Reaktionen sind immer sehr ähnlich, z.T. wird auch das Militär eingesetzt.

Karl Marx

Das war so, als der russische Zar 1905 mit einem Volksaufstand konfrontiert war und diesen mit Schusswaffen „erledigte“, mit dem Ergebnis tausender Tote (Das war übrigens der gleiche Zar, der zwölf Jahre später von der russischen Oktoberrevolution hinweggefegt wurde und im Volk so verhasst war, dass es nicht nur ihn, sondern gleich seine ganze Familie umbrachte.).

Das war so in Thailand im letzten Jahr, wo der König den Volksaufstand ebenfalls im Blut ersticken liess, aber anscheinend nur ein Jahr gewonnen hat damit.

Evo Morales

Das war auch so in Bolivien, wo der damalige Staatspräsident sich trotz heftigster Polizeieinsätze so lange und so intensiv Manifestationen des Volkes gegenübersah, bis er resignierte und Neuwahlen auschreiben liess, aus denen der jetzige Präsident Evo Morales siegreich hervorging.

Stuttgart 21- Gegner 
<br />
Marktplatz Stuttgart

Aber die vergleichbare Strategie auch in solchen Fällen, in denen es nicht um den Sturz der nationalen Regierung geht, sondern um spezifische Anliegen. Die Brutalität, mit der man in Gorleben Anti-Atom-Demonstrationen niederknüppeln und einkesseln lässt, ist bundesweit bekannt. Auch in Stuttgart, wo es eigentlich „nur“ um einen Bahnhofsumbau ging, wurde gleich der dicke Hammer herausgeholt, als die Demonstrationen gegen „Stuttgart21“ zu gewaltig geworden waren. Kaum war eine Demonstration von Kindern angemeldet worden, die das Geld für „Stuttgart 21“ besser im Bildungswesen angelegt gesehen hätten, holte Ministerpräsident Mappus eine spezielle Schläger-Polizeieinheit und die Wasserwerfer mit der grössten Atü-Zahl und liess den aggressivsten Pfeffer-Spray versprühen, um den Demonstranten und speziell den Kindern „eine Lehre zu erteilen“.

Wenn Polizisten Kinder schlagen, zeigt der Staat sein wahres Gesicht

Die Antwort war eindeutig: Auf der nächsten Demonstration wurde ein riesiges Transparent mitgetragen, das lautete: „Wenn Polizisten Kinder schlagen, zeigt der Staat sein wahres Gesicht“. Die Auseinandersetzung war von der Ebene eines Bahnhofsumbaus auf die des Charakters des Staates gehoben worden.

Bis heute hat es noch keinen Gewaltherrscher gegeben, dem etwas anderes eingefallen wäre gegen grosse und andauernde Manifestationen. „Eskalieren! Eskalieren! Eskalieren!“ ist die Devise. Offenbar sind jene Betonköpfe einfach nicht in der Lage zu sehen: Sie lassen die Wut und den Ärger damit in offenen Hass umschlagen und mit dem weicht die Angst. Sie putschen also ihre Gegner auf.

Palestina land loss

Und in Israel schlottern schon so Einigen die morschen Knochen. Eben wurde berichtet, die Israelische Regierung habe die US-Regierung und die europäischen Regierungen aufgefordert, Mubarak zu unterstützen. Und wenn die das nun nicht tun? Was dann?

Das Charakteristische an der Eskalationsstrategie der Betonkopf-Mafia ist die schnelle Bewusstwerdung der angegriffenen Volksmassen, die protestieren. Wie schnell die Menschen in der Aktion lernen, ist beeindruckend. Geht es eingangs noch um relativ kleine Ziele („Bouteflika muss weg“ „Kein Stuttgart 21“), erkennt das Volk nach der Eskalation: „Die haben Angst vor uns“, was den Sieg des Volkes wahrscheinlicher macht, selbst wenn das nicht im ersten Anlauf klappt oder wenn zunächst nur ein Phyrrus-Sieg erzielt wird.

Mittwoch, 2. Februar 2011

Das ‚weltweite Erwachen‘ der Massen beginnt

„Sie werden fallen wie Dominosteine“

Von Karl Weiss

Brzezinski, einer der wichtigsten Vordenker des US-Imperialismus und der Monopolkapitalisten überhaupt, hielt interessanterweise 2010 einen Vortrag, in dem er ein „weltweites politisches Erwachen“ speziell in Entwicklungsländern voraussah. Er hielt dies für eine grosse Herausforderung für Seinesgleichen, denn „heute ist es ungleich einfacher, eine Million Menschen zu töten, als eine Million Menschen zu kontrollieren.“ Angesichts der Aufstände in Tunesien und Ägypten ist dieser Vortrag extrem aktuell. Eine solche Voraussicht hätte man einem dumpfen Kapitalisten typischerweise gar nicht zugetraut .

Brzezinski, einer der skrupellosesten Zyniker unter den führenden Politikern des Kapitalismus – als solcher gut vergleichbar mit Gerhard Schröder – war bereits US-Aussenminister und sorgte als solcher 1980 und in den folgenden Jahren dafür, dass einige damals völlig bedeutungslose islamisch-extremistische Gruppen mit Geld und Waffen eingedeckt wurden und dann mit dafür sorgten, die damalige Sowjetunion aus Afghanistan zu vertreiben.

Jene heutigen wesentlichen Gegner der Vereinigten Staaten, wie Al- Kaida, Taliban, Hamas und Hisbollah sind auf dem Mist von Brzezinski gewachsen, wie er selbst zugab in einem Interview (siehe den Artikel „Wie ich Mujaheddin und die Taliban aufgebaut habe“ ( https://karlweiss.twoday.net/stories/5437335/ in diesem Blog).

Dieser freundliche Herr sagte in seinem Vortrag im letzten Jahr u.a.:

„Das weltweite Verlangen nach menschlicher Würde ist eine zentrale Herausforderung, die dem Phänomen des globalen Erwachens innewohnt … Dieses Erwachen ist gesellschaftlich massiv und politisch radikalisierend … Der praktisch universelle Zugang zu Radio, Fernsehen und zunehmend auch zum Internet schafft eine Gemeinschaft mit gemeinsamen Auffassungen und des Neides, welche die Menschen aufrütteln kann und durch welche politisch-demagogische oder religiöse Leidenschaften kanalisiert werden. Diese Energien überschreiten Landesgrenzen und stellen eine Herausforderung für die bestehenden Staaten sowie die bestehende globale Hierarchie dar, an deren Spitze sich Amerika aktuell noch befindet…“

Da wird auch klar, was er befürchtet - und auch voraussieht (er sagt „noch“):

Der Verlust der absoluten Hegemonie der USA über den Rest der Welt. Dass er dafür im wesentlichen den Neid als absoluten Beweggrund ansieht, ist charakteristisch für diese Mischpoke.

Es ist offensichtlich: Tunesien und Ägypten sind nur ein Anfang. Mit der Zeit werden immer mehr Unterdrückte in den Staaten der Dritten Welt sich erheben und es wird immer ungemütlicher für die alleinige Supermacht: Sie werden fallen wie Dominosteine.

So sehr Brzezinski auch in der Lage war, diese Entwicklungen, wie wir sie jetzt verfolgen können, vorherzusagen, so wenig war und ist er in der Lage, irgendetwas daran zu ändern oder auch nur eine geschickte Falle für die unliebsamen Erwachten aufzubauen.

Er kann nur kommentierend danebenstehen, sowohl was die erwachten Massen betriftt, die nun zumindest indirekt die absolute Vorherrschaft von USA/Israel bedrohen, als auch in Bezug auf jene vom Westen ‚gesponsorten‘ Regierenden, die man ja hätte auf solche Fälle vorbereiten können – aber nichts.

Er kann nur hoffen, die Revolutionen werden nicht gründlich genug gemacht, so dass die Weltregierungsländer USA und Israel irgendwo noch den Fuss in die Tür bekommen.

Dieser Anblick des fast hilflosen Brzezinski gibt einem eine tiefe Genugtuung. So kann man selbst bei einer so übermächtigen Supermacht wie den Vereinigten Staaten von Amerika die strategische Schwäche sehen – und damit auch das Ende der Supermacht.

Gleichzeitig sind alle Menschen guten Willens heute Ägypter. Welch erhebendes Gefühl, Zeuge eines so wichtigen und grundlegenden neuen Abschnitts der menschlichen Geschichte zu sein.

Es leben die Ägypter! Es lebe die Freiheit! Wir grüssen euch von hier aus, tapfere und friedliche Kämpfer!

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